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Groß Balkonsolarkraftwerk 3899Ein Erfahrungsbericht
Die Energiewende ist eine der bedeutendsten und dringlichsten Gemeinschaftsaufgaben unserer Zeit. Die praktische Teilhabe an einer transformativen Energiewende innerhalb des privaten Gebäudesektors war lange Zeit jedoch den Gebäudeeigentümer*innen vorbehalten und ist nun auch endlich für Mieter*innen möglich.
Seit wenigen Jahren werden neue Möglichkeiten wie die Nutzung von Balkon-Solaranlagen für Mieter*innen immer beliebter. Steckersolaranlagen, z.B. auf Balkonen, Garagen oder Gartenhäusern ermöglichen Mieter*innen den Zugang zu erneuerbarer Energiegewinnung für zu Hause und einer aktiven Teilhabe an der Energiewende als Bürger*in. Zunächst waren die bürokratischen Hürden hoch, aber es hat sich schon viel getan. Mit ab 300 bis 1.000 Euro Anschaffungskosten sind Steckersolargeräte zwar vergleichsweise günstig, jedoch ...

längst nicht für alle erschwinglich. Um in Freiburg ein bezahlbares Angebot zu schaffen und Klimaschutz und Energiewende für alle erfahrbar und mitgestaltbar zu machen, bot der Freiburger Verein fesa e.V. in Kooperation mit den Vereinen Solare Zukunft e.V. und Balkon.solar e.V. zwei kostenfreie Halbtages-Workshops an. Das Projekt wurde von der Stadt Freiburg im Rahmen des Klimaschutzquartiers Waldsee gefördert. 

Bei den Workshops lernten Freiburger Bürger*innen beim theoretischen Teil die Grundlagen zum Bau von kleineren Solarstromanlagen kennen. Rechtliche Hintergründe zur Anmeldung beim Energieversorger und zur eigenständigen und sicheren Befestigung wurden vertieft. Im Anschluss bauten die Teilnehmenden unter professioneller Anleitung aus den Secondhand-Solarmodulen eine Anlage für ihren eigenen Anwendungsbereich zu Hause. Die kleinen Kraftwerke tragen nicht nur zum Klimaschutz bei, sie reduzieren auch die Energiekosten und sind ein Schritt auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit von schwankenden Strompreisen.

Ein Erfahrungsbericht:

Über die Energieberatungskampagne „Energiekarawane“ erfuhr ich vom gemeinnützigen Verein Fesa e.V. und wurde gleich darauf im Januar 2021 Mitglied im Verein.

Im Newsletter wurde dann der fünfstündigen Do-it-Yourself-Workshop „Hol dir deinen Strom vom Balkon“ am 10.09.2022 im Seminarraum der neuen Dreifeldhalle der Freiburger Turnerschaft der Schwarzwaldstr. 181, 79117 Freiburg vorgestellt und ich  meldete mich und noch ein Familienmitglied gleich an, weil es sich im Team viel netter für den Klimaschutz bastelt läßt.

Isabel GoletzkoUnter der sachkundigen Leitung von Isabel Goletzko, Fesa e.V., Sebastian Müller von balkon.solar und Rolf Behringer von Solare Zukunft e.V. lernten die Teilnehmenden zunächst einiges über die Voraussetzungen. Wo man das Balkonsolarelement anmelden muss und welcher Zähler notwendig ist, nämlich zu der Zeit ein Zweirichtungszähler, wie die Technik aufgebaut ist und warum es so wichtig ist Solarenergie und Recycling zu verbinden.

 

Groß Balkonsolarkraftwerk 6518Rolf Behringer brachte auch die Klimakrise zur Sprache und wie jede/r einen wichtigen Beitrag leisten kann, das Ruder noch herumzureißen. Es wurden aber auch aktuelle Hindernisse und Probleme angesprochen, wie die dahin umständliche Anmeldung, das Problem mit der Zustimmung der Vermieter und Versicherungsfragen. Die vorliegenden Solarmodule wurden von einer Firma zur Verfügung gestellt, die sich eine neue Solaranlage geleistet hatte und die noch voll funktionsfähigen Module zur Verfügung gestellt hat. Durch die Anbringung eines Wechselrichters konnten so Balkonsolarmodule daraus werden.

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Das Zusammenbauen hat viel Spaß gemacht, weil die Anleitung auch für Laien gut verständlich erklärt wurde. Auch das Thema Befestigung am Balkon kam zur Sprache und es wurden gute, sichere Systeme empfohlen. Fachleute, die gut und einfach erklären können, leckeres Catering, sympathische Teilnehmende – es war ein sehr schöner  und erfolgreicher Tag.

Groß Balkonsolarkraftwerk 6518

Da hoffte ich noch, dass ich das Balkonsolarelement gleich zuhause an meinen Balkon hängen könnte, aber da hat mir der Vermieter einen Strich durch dir Rechnung gemacht. Natürlich wollte ich gleich die schriftliche Erlaubnis einholen, wurde aber erstmal hingehalten und nach mehrfachen Nachfragen bekam ich dann Ende November 22 die Antwort „bezüglich Ihrer Anfrage zur Anbringung ihrer Solarpanelanlage, muss ich Ihnen im Namen des Eigentümers mitteilen, dass eine Anbringung an der Fassade untersagt wird. Sie können diese Anlage jedoch gerne auf ihrem Balkon stellen und mit den entsprechenden elektrischen ... versehen. Jedoch gilt auch hier, dass ein Anbringen an das Balkongeländer nicht erwünscht ist."

Daraufhin stellte ich das Balkonsolarkraftwerk einfach auf den Balkon, der allerdings nicht sehr groß ist. Da es ziemlich im Weg umging, fragte ich dann im August 2023 nach, ob ich es vielleicht an die Decke hängen dürfe. „wir stimmen der innenliegenden fachmännischen Installation zu. Bei Auszug sind die Löcher ordnungsgemäß zu verschließen und die Anlage zurückzubauen. Sämtliche behördliche Anmeldungen oder Registrierungen bei Versorgern obliegen Ihnen als Mieterin. Die Eigentümerin behält sich vor diese Zustimmung bei Bedarf zu widerrufen.“

Bei einem netten Telefonat mit einer sehr sachkundigen Mitarbeiterin von "etm solarservice" erfuhr ich dann von der bevorstehenden Gesetzesänderung, dass die Zustimmung des Vermieters bald nicht mehr nötig sei. Sie empfahl mir noch zu warten. Gut dass ich noch nichts unternommen hatte.

Am 8. Mai 2024 bekam ich dann endlich die Zustimmung: „sollten Sie nicht in die Fassade oder andere Bestandteile des Gebäudes bohren müssen, erhalten Sie hiermit unsere Zustimmung. Wir übernehmen keinerlei Verantwortung oder Kosten, sollte dennoch etwas passieren. Die Haftung liegt zu 100% bei Ihnen.“

Dann fehlte nur noch die Klärung mit der Haftpflicht- und Hausratversicherung, ob das Balkonsolarelement auch mitversichert ist. Das hat auch noch ein paar Tage gedauert, aber darauf kam es dann auch nicht mehr an.

Groß Balkonsolarkraftwerk 3899

Das Anbringen war eine Freude und ganz leicht. Ein nettes Familienprojekt. Mein PV-Modul ist circa 1 m auf 1,70 groß, wiegt ca. 19,5 kg und hat eine geschätzte Leistung von 200 W.

Nun bin ich gespannt, wie sich meine Stromrechnung entwickeln wird. Es ist perfekt, wenn die Aktion gut für die Umwelt und auch für den Geldbeutel ist.

Gabi Obi/Kulturforum Freiburg

 

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